Im Volksmund herrscht die Vorstellung vor, dass der Hymen beim ersten Geschlechtsverkehr, der Defloration, einreisst. Daher wird sein Unbeschädigtsein in Kulturen, die auf die weibliche Keuschheit bis zur Ehe grossen Wert legen, als Beleg für die Jungfräulichkeit und für Reinheit gewertet, als Nachweis gilt das Blut des zerrissenen Hymens auf dem Bettlaken der Hochzeitsnacht.
In der Realität jedoch haben über die Hälfte der Frauen bei ihrem ersten Geschlechtsverkehr keine Blutungen[3], auch der Hymen wird nicht beschädigt. Die Legende von der blutigen Entjungferung geht auf eine Zeit zurück, als sehr junge Mädchen mit erwachsenen Männern zwangsverheiratet wurden. Dabei waren Verletzungen im Genitalbereich an der Tagesordnung.
Der Hymen kann durch körperliche Betätigungen wie Radfahren, Gymnastik, durch Stürze oder Masturbation beschädigt oder eingerissen werden. Ob das Hymen einer menstruierenden Frau durch die Verwendung von Tampons reissen kann, ist umstritten.
Es gibt Frauen, welche bereits ohne Hymen geboren werden, manchmal ist der Hymen jedoch auch so stabil, dass eine chirurgische Öffnung notwendig wird, um der Frau den schmerzfreien Geschlechtsverkehr zu ermöglichen. Eine solche operative Hymenentfernung wird als Hymenektomie bezeichnet.
Aufgrund dieser Vielfalt und der Spannbreite der anatomischen Variationen kann das Hymen korrekterweise nicht als Beweis für oder gegen Jungfräulichkeit gewertet werden.
Bei einer gynäkologischen Untersuchung wird auf den Erhalt des Hymen geachtet. Oft ist es so elastisch, dass auch bei einer Jungfrau die vorsichtige vaginale Untersuchung unter Erhalt des Hymens möglich ist.
Bei der chirurgischen Wiederherstellung des Hymens (Hymenalrekonstruktion) wird der Hymenalsaum operativ wieder aufgebaut, so dass er beim Geschlechtsverkehr einreisst und zu bluten beginnt, um den gewünschten Beweis der Jungfräulichkeit liefern zu können.