Faustverkehr (engl.: Fisting , engl.: fist für Faust) bzw. Fisten oder Fausten ist eine sexuelle Praktik, bei der mehrere Finger bis hin zu einer oder mehreren Händen in die Vagina (brachiovaginal) oder den Anus (brachioproktisch) eingeführt werden.
Varianten des Faustverkehrs:
Vaginaler Faustverkehr
In der Regel können bei den ersten Fistingversuchen nur einige Finger eingeführt werden. Erst nach mehreren Versuchen, die zeitlich nicht zu weit auseinanderliegen sollten, gelingt es beim vaginalen Fisting, mehrere Finger bzw. die ganze Hand einzuführen. Vaginales Fisting wird von vielen Frauen als ein äusserst intensives sexuelles Erlebnis empfunden, bei dem es in der Regel auch zu einem intensiven Orgasmus kommt. Da der muskuläre Vaginalschlauch als natürlicher Geburtskanal von Natur aus stark dehnbar ist, kann diese Spielart grundsätzlich unabhängig von Alter und Beckenbau praktiziert werden.
Doppelter Faustverkehr
Darunter versteht man das sehr viel seltenere Penetrieren der Vagina oder des Anus mit beiden Händen. Es sind drei Methoden zu unterscheiden:
- Das Einführen je einer Hand in Scheide und Anus
- Das Einführen beider Hände in die Vagina (Scheide), wobei die Hände sowohl Handfläche an Handfläche als auch Handfläche an Handrücken zu liegen kommen können. Bei letzterer Variante wird durch die Fingergelenke der obenliegenden Hand die Gräfenbergsche Zone besonders stark stimuliert.
- Das vor allem in sado-masochistischen Kreisen verbreitete Gaping (engl. gap für Lücke) oder (lat.) Dilatation. Hierbei werden die Hände Handrücken an Handrücken in die Vagina oder den Anus eingeführt und anschliessend unter angemessenem Kraftaufwand auseinander gezogen, um dem Penetrierenden oder Dritten den Einblick in den Enddarm des oder der Penetrierten oder die Betrachtung des Muttermundes zu ermöglichen.
Selbstbefriedigung mit der Faust (Self-Fisting)
Das ganze oder teilweise Einführen der Hand bzw. Faust in die Scheide ist eine Masturbationspraktik, in welcher die vermutete Gräfenberg-Zone gezielt stimuliert werden kann. Das Einführen der Hand aus frontaler Richtung erfordert etwas Ãœbung, weshalb Anfängerinnen meist eine knieende Stellung (â€Hündchen-Stellungâ€) einnehmen und die Hand bzw. meist auch nur die vier Finger (four fingering) von hinten vaginal eingeführt wird.
Analer Faustverkehr
Der Anus ist im Verhältnis zu einer Vagina von der Anatomie her wesentlich enger und weniger dehnbar. Dennoch ist es nach ersten Fistingversuchen, bei denen nur einige Finger eingeführt werden können, möglich, auch mehrere Finger bzw. die ganze Hand einzuführen. Stellen mehrere Finger in der Regel kein Problem dar, so besteht die eigentliche Schwierigkeit in der Einführung des Daumens und schliesslich der ganzen Hand, wo die breiteste Stelle überwunden werden muss. Dies gelingt – nach einiger Ãœbung – mit einer leichten Drehbewegung.
Risiken
Diese Praxis setzt grosse Erfahrung und Vertrauen voraus. Kommunikation, Behutsamkeit und der gemeinsame Wunsch, die Praktik auszuüben, spielen zwischen beiden Partnern eine bedeutende Rolle.
Die unmittelbaren Risiken beim Faustverkehr bestehen bei ruppiger oder gewaltsamer Praxis in Verletzungen des Anus bzw. Vagina. Diese können sehr schmerzhaft sein. In Extremfällen kann es zu einer Perforation des Darms kommen, die einen medizinischen Notfall darstellt;[1] auch Todesfälle wurden vereinzelt beschrieben.[2] Ferner besteht eine besondere Infektionsgefahr nicht nur für eine HIV-Infektion[3] sondern auch für eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus [4] oder analen Warzen.[5] Bei Frauen kann es darüberhinaus leicht zu unspezifischen Scheideninfektionen kommen, wenn Darmbakterien in die Vagina übertragen werden. Das Verletzungs- bzw. Infektionsrisiko kann mittels Verwendung von reichlich Gleitmittel und Handschuhen deutlich verringert werden, ist aber entgegen weitverbreiteter Meinung nur wenig vom Alter der gefisteten Person abhängig.[6]
Ungeklärtes Spätfolgenrisiko bei analem Fisting
Ungeklärt sind die langfristigen Folgen von analem Fisting und Analdehnung. Therapeutische Analdehnung zur Behandlung von Analfissuren führt nach klinischen Studien zur Schädigung des Schliessmuskels. Diese Schädigung macht sich nicht sofort und in jedem Fall durch Stuhlinkontinenz bemerkbar. Dies wird jedoch von Proktologen mit dem Umstand erklärt, dass im jüngeren und mittleren Alter die Beckenbodenmuskulatur die Schädigung des Sphinkters kompensiert und so die Schliessfähigkeit sicherstellt. Im fortgeschrittenen Lebensalter schwindet die Beckenbodenmuskulatur jedoch, sodass der Schliessmuskel keine Unterstützung mehr erhält. In diesem Stadium könnte eine zuvor unerkannte und äusserlich nicht sichtbare Schädigung zur Stuhlinkontinenz führen.[7] Eigenständige Untersuchungen zu den Spätfolgen des Analfistings im fortgeschrittenen Alter liegen bislang jedoch nicht vor. Schäden des Schliessmuskels lassen sich häufig nur durch eine proktologische Ultraschalluntersuchung erkennen, sodass das subjektive Wohlbefinden und die bestehende Kontinenz keine Gewähr für die Intaktheit des Schliessmuskels bieten.